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- 14. Dezember 2022
„Wir streiten immer wieder um das gleiche Thema! – Ergebnislos!“
1000x probiert – 1000x mal ist nichts passiert. So oder ähnlich könnte man den Zustand beschreiben, in dem viele Paare in Therapie kommen. Alles ist gesagt. Mehrfach. Von beiden. Kompromisse sind gesucht. Reichen aber nicht. Es scheint aussichtlos. Es geht weder vor noch zurück.
Manchmal scheint es sehr verhakt. Die Partner haben nur noch wenig Kraft. Die vielen Auseinandersetzungen machen mürbe. Es liegt hinter beiden ein langer Weg des Entgegenkommens. Sie sind im Patt. Am toten Punkt, wie David Schnarch es nannte. Es gibt keine Anpassungsmöglichkeiten mehr.
Woran merken Sie, dass Sie sich in einer Pattsituation befinden?
Sie führen immer wieder die gleiche Unterhaltung, ohne etwas zu bewirken.
Sie sind nach den Gesprächen frustrierter als vorher.
Sie fühlen sich vom anderen zurückgewiesen.
Humor und Zuneigung nehmen in Ihrer Beziehung ab.
Sie verfahren sich immer mehr in die eigenen Positionen. Und werden in Ihren Ansichten immer extremer.
Was tun Paare in solchen Situationen?
Manchmal ist es so, dass keiner von beiden bereit ist, etwas aufzugeben. Es gilt das Motto: Wenn Du nicht mitmachst, bekomme ich nicht, was ich will. Damit ich nicht leer ausgehe, muss ich meine Interessen gegen Dich durchsetzen. Das kann auf verschiedenen Wegen geschehen:
- man kann den anderen erpressen
- ihn lächerlich machen
- die Hoheit über Normalität bei sich definieren „jeder normale Mann...“
- Sachzwänge einführen: „ich meine das ja gar nicht so..., ich bin einfach so“
- Verstärkungstruppen einführen: „mein Therapeut sagt auch...“, „unsere Tochter sagt auch...“
- Einfach das Thema wechseln
- Sich dummstellen „ich wusste gar nicht, wie wichtig dir das ist“
Mit diesen Strategien gewinnen wir kurzzeitig Oberhand – und Ruhe. Langfristig vergiften wir auf diese Weise unsere Beziehungen.
Wie geht man mit solchen Pattsituationen um?
Die Wahrscheinlichkeit in einer längeren Beziehung in eine solch ausweglose Situation zu kommen ist sehr hoch. Für David Schnarch ist ein Patt ein unweigerlicher Bestandteil von Beziehungen und stellt den Ausgangspunkt für Entwicklung und Wachstum dar. Manche Paare nutzen diese Entwicklungschance und wachsen über sich hinaus andere trennen sich an einem solchen Punkt.
Jeder der beiden beteiligten Partner hat ein eigenes Dilemma: Ich will etwas – und Du wirst es mir nicht geben! So oder so ähnlich lautet das Grundmuster. Auf den ersten Blick gibt es 2 Alternativen. Schnarch nennt es auch „two-choice-dilemma“. Mache ich dich glücklich? Und verrate mich. Oder mache ich mich glücklich – und dich unglücklich? Dieses Dilemma kann nicht als Kompromiss in der Beziehung gelöst werden. Der Kreislauf der Reaktivität löst sich erst, wenn jeder sich „sich selbst“ zuwendet. Es geht um Differenzierung. Sichtbar werden. Entscheidungen treffen. Auch wenn es unbehaglich wird. Jede Entscheidung, die ich treffe, schränkt den Spielraum meines Gegenüber ein. Oder ich finde in mir ein Ja zu etwas, wo ich eigentlich ein Nein habe. Dann ist mein Spielraum eingeschränkt. Das geht leichter, wenn wir darüber reden, was diese Sache, in der wir uns nicht einig sind, Dir bedeutet. Oft sind Pattsituationen Hinweise auf Träume, Wünsche, Sehnsüchte, die so bisher in der Ehe nicht berücksichtigt sind und sehr identitätsnah sind. Oft in der Kindheit verwurzelt.
Wenn Sie in solchen Pattsituationen festhängen und gerne mit einer neutralen Person darüber reden möchten, können Sie sich gerne an mich wenden! Schreiben Sie mir gerne eine Mail an
kontakt@paartherapie-badnauheim.de
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