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- 12. Januar 2024
„Grenzen setzen – Bin ich zu gutmütig? Müsste ich mehr „Nein“ sagen?“
Sie werden von allen nett gefunden? Jeder kann mit seinen Sorgen zu Ihnen kommen? Sie erledigen alles für alle in perfekter Weise? Sie sind Anlaufstelle für alles und jeden in Ihrem Umfeld? Ihr mental load ist extrem hoch?
Und leider bleibt für Sie wenig Zeit und Sie wünschen sich nichts mehr als Entlastung? Manchmal erwischen Sie sich, wie Sie zornig durch die Gegend laufen und vor sich hin schimpfen, warum eigentlich alles an Ihnen hängt?
Gerade höre ich das Hörbuch von Juliane Taylor Shore „Setting boundaries that stick“.
Wenn wir an Grenzen denken, denken wir oft einfach nur, wir müssten weniger nett sein und andere mehr in die Verantwortung ziehen. Juliane Taylor Shore definiert folgende 4 Grenzen, die wir setzen sollten:
- Externe Grenze – klar und freundlich kommunizieren, was ich tun werde im Einklang mit meinen Werten
„Diese Sache ist nicht ok für mich und ich stehe für mein Recht ein, auch wenn du nicht einverstanden bist“
Das klingt vielleicht hart, es ist aber nicht als Härte gemeint, sondern mehr im Sinne von es ist ein Akt von Verletzlichkeit und Liebe ist den anderen wissen zu lassen, was für mich ok ist und was nicht.
- Physische Grenze die Fähigkeit meinen Körper als sicher zu erleben, wenn ich tatsächlich relativ sicher bin
- „containing“ boundary – um mich zu unterstützen zu pausieren, meine Gefühle zu beruhigen und mich dann im Einklang mit meinen Werten verhalten zu können
- Psychologisch Grenze – zwischen meinem Erleben und dem Erleben meines Gegenübers
Das klingt erstmal kompliziert und anstrengend, macht aber bei näherer Betrachtung Sinn. Ganz grundsätzlich ist eine Grenze nicht etwas, was jemand anderes für uns tun soll, sondern eine Grenze ist durch das definiert, was Sie tun werden. Das ist eine wichtige Unterscheidung, die zugrunde legt, dass wir nur unser Verhalten ändern können und nicht die andere Person kontrollieren können. Nach Shore ist Beklagen eine machtlose Position und Fordern eine übermachtvolle Position. Bitten und Grenzen setzen sind Positionen auf Augenhöhe. Es ist ein Akt von Verletzlichkeit und Liebe ist den anderen wissen zu lassen, was für mich ok ist und was nicht.
Zum Thema Grenze geht es zunächst um die Frage:
„Muss ich mehr daran arbeiten Dinge hereinzulassen oder Dinge rauszulassen?“
Im ersten Falle haben Sie sich vielleicht sehr abgeschottet, weil das zu irgendeiner Zeit Ihres Lebens mal Sinn gemacht hat. Sie fühlen wenig und kommen schlecht in Verbindung mit anderen Menschen. Im zweiten Fall sind Sie eher auf der Seite des „Empath“, es war irgendwann mal opportun für Sie möglichst viel zu fühlen, weil das Ihre Möglichkeit war in Verbindung mit den Menschen um Sie herum zu kommen oder weil Sie sich so schützen mussten vor Ausbrüchen von Bezugspersonen.
Was mir sehr gefällt an dem Konzept von Shore ist, dass sie berücksichtigt, dass wir alles, was wir wahrnehmen immer durch die Linse unserer Vergangenheit betrachten. Unsere Geschichte färbt alles, was wir sehen. Sie nennt das unseren „psychological floor“. Unsere Gefühle sind komplex und wurzeln auch in den Erfahrungen unserer persönlichen Vergangenheit. Aus diesem Grund ist die „containing boundary“ so wichtig, die uns hilft innezuhalten, unsere Gefühle wahrzunehmen, zu sortieren und erst dann zu handeln.
Um mit den Worten von Viktor Frankl zu sprechen: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktionen. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Aus meiner Sicht ist das der Dreh-und Angelpunkt für Veränderung. Wollen Sie daran arbeiten mehr im Einklang mit Ihren Werten zu handeln und besser für sich zu sorgen? Melden Sie sich gerne bei mir unter
kontakt@paartherapie-badnauheim.de. Ich freue mich von Ihnen zu hören!
Ihre
Birgit Rolf
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