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- 18. August 2023
„Lebe ich in einer toxischen Beziehung?“
Haben Sie irgendwie ein „komisches“ Gefühl was Ihre Beziehung angeht? Fragen Sie sich, ob
Ihr Partner Sie wirklich liebt? Machen Sie sich schon länger Gedanken, ob das alles so richtig
ist, wie es läuft? Haben Sie vielleicht überwiegend das Gefühl, so wie Sie sind, sind Sie nicht
richtig? Fühlen Sie sich irgendwie „weniger“ als andere – zumal Ihr Partner Ihnen das auch
häufig genug sagt? Zweifeln Sie mittlerweile an Ihrer eigenen Wahrnehmung und sind von
Selbstzweifeln geplagt? Fragen Sie sich, warum sie nicht zurück in die magische Phase des
Anfangs kommen, wo Ihr Partner Sie auf Händen getragen hat, Ihnen jeden Wunsch von den
Augen abgelesen hat und Sie Ihre Beziehung hollywoodreif fanden?
Beziehungsdynamiken mit einem narzisstisch geprägten Partner können sich so oder ähnlich
anfühlen.
Ist mein Partner ein Narzisst?
Narzissmus ist ein großes Wort und wird aktuell in unserer Gesellschaft sehr inflationär
genutzt. In der IDC-11, dem internationalen Klassifikationssystem für Krankheiten der WHO
taucht der Begriff Narzisstische Persönlichkeitsstörung, wie man ihn aus der ICD-10 kannte,
nicht mehr auf. Es wird nicht mehr binär diagnostiziert: Störung ist vorhanden oder nicht. Im
IDC-11 werden Schweregrade von Persönlichkeitsproblematiken von leicht über mäßig zu
schwer berücksichtigt.
Im Folgenden möchte ich wirklich nur schemenhaft eine Idee davon vermitteln, woran Sie
erkennen könnten, ob Sie es in Ihrer Beziehung mit einem stärker narzisstisch geprägten
Menschen zu tun haben, der vor allen Dingen für Menschen, die mit ihm in Partnerschaften
leben mit wachsender Beziehungszeit eine erhebliche Herausforderung darstellt.
Dem
narzisstisch geprägten Menschen fehlt ein stabiles Gespür für die eigene Identität und ein
Gefühl für seinen Selbstwert. Er hat wenig bis gar keine emotionale Empathie für andere.
Verletzlichkeit sieht er als Schwäche an. Er verfügt durchaus über kognitive Empathie, er
weiß also ziemlich genau, was er tun muss, um sein Gegenüber zu verletzen. Wozu er sich
auch ausnahmslos berechtigt fühlt. Selber reagiert er allerdings sehr extrem wütend auf
leiseste Kritik an seiner Person. Die Dinge müssen nach seinen Regeln laufen. Wenn seine
Erwartungen nicht erfüllt sind reagiert er mit rücksichtslosem, strafendem oder aggressivem
Verhalten. Selbstreflektion oder Introspektion meidet er. Er hat ein verzweifeltes Bedürfnis
danach jemanden in seinem Leben zu haben, den er beschuldigen kann. Seine negativen
Gefühle projiziert er auf andere nahestehende Personen, weil sie so intensiv sind, dass er sie
nicht haben möchte. Er will, dass andere ihm zuhören, hat aber kein Interesse selber
zuzuhören. Er ist schnell gelangweilt von anderen Menschen, verliert schnell das Interesse an anderen Personen. Es ist ihm nicht möglich sich für etwas zu entschuldigen, er sagt dann
Dinge wie „Es tut mir leid, dass du so dünnhäutig bist“ und zieht sich damit aus der
Verantwortung und beschuldigt letztlich wieder sein Gegenüber. Er gibt nahen Menschen
ständig das Gefühl, dass sie nicht reichen und sagt ihnen dauernd was sie zu tun haben. Er
lebt nach dem Motto: „Du bist der Fehler und du musst dich ändern.“ Er lebt nach einem
doppelten Standard. Er erwartet Loyalität und Unterstützung – er selber betrügt aber und
vernachlässigt. Er ist respektlos – erwartet aber für sich eine spezielle Behandlung. Er
schwankt permanent zwischen Idealisierung und Entwertung – zwischen emotionaler
Verbindung und Trennung. Seine Beziehungen zu anderen Menschen sind oberflächlicher
Natur. Er sieht andere nahestehende Menschen als Verlängerung seiner Selbst, die man
manipulieren kann, um seine Bedürfnisse erfüllt zu kriegen.
Mythen in einer stark narzisstisch geprägten Beziehung!
- „Wenn ich nur empathisch genug bin, kann ich ihn heilen.“
- „Wenn ich mich verletzlich zeige, wird er mir vertrauen und sich öffnen.“
- „Es ist ihm nicht egal, aber er kann seine Gefühle nicht zeigen.“
- „Er muss Menschlichkeit noch lernen.“
- „Er versteckt seine wahre Identität.“
- „Trotz allem liebt er seine Familie und will das Beste für alle.“
Erster Fakt ist:
In einer Beziehung mit einem schwer ausgeprägt narzisstischen Menschen
werden Sie die Liebe, die Sie sich wünschen nicht bekommen!
Eine solche Persönlichkeitsausprägung entwickelt sich als Mix aus Genetik und
Umgebungsbedingungen in der frühen Kindheit. Es fehlt in der frühen Entwicklung aufgrund
von inkonsistenter Fürsorge, emotionalem/psychologischem/physischem/sexuellen
Missbrauch oder fortwährender Kritik an der eigenen Person, Unterstützung von primären
Bezugspersonen, um Fähigkeiten zur Selbstreflexion, emotionalen Bewusstheit und Empathie
auszubilden. Das aufwachsende Kind erfährt Geringschätzung für sein „selbst-sein“. Da es
aber auf die Liebe der Eltern angewiesen ist, nimmt es ein „falsches“ Selbst an, setzt wie eine
Maske auf, in der Hoffnung für diese Rolle von den Eltern belohnt zu werden.
Zweiter Fakt ist:
Niemand wird ihm diese Maske jemals abnehmen können. Er wird sie bis aufs Blut verteidigen.
Co-Abhängigkeit als Gegenstück zum narzisstisch geprägten Partner?
Vielleicht haben Sie sich schon öfter gefragt, wieso Sie sich in diese Beziehung mit diesem
Menschen begeben haben?
Möglicherweise akzeptieren Sie als Partnerin diese
missbräuchliche Dynamik, weil sie mit fordernden, egoistischen Eltern aufgewachsen sind
und es Ihnen atmosphärisch vertraut erscheint. Oder Sie sind in einer Familie aufgewachsen,
wo sie „gelernt“ haben Ihre Bedürfnisse und Gefühle zu unterdrücken, weil niemand damit
umgehen konnte. Beides prädisponiert Sie für eine solche Beziehungsstruktur.
Falls Sie sich emotional ausgelaugt fühlen, weil Sie das Gefühl haben, dass Sie schon lange
mehr geben als sie bekommen und falls Sie sich kontrolliert und gefangen fühlen und
irgendwie das Gefühl haben dauerhaft auf Eierschalen zu laufen, weil sie Angst haben schon
wieder abgewertet zu werden und gerade sehr mit diesem Lebensgefühl hadern, können Sie
gerne Kontakt mit mir aufnehmen und wir können uns sowohl die Dynamiken in Ihrer
Beziehung, als auch Ihre eigene Herkunftsgeschichte näher anschauen.
Schreiben Sie mir gerne, wenn Sie sich Unterstützung in diesen Fragen wünschen!
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