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- 23. Mai 2025
„Hilfe, ich glaube ich bin co-abhängig!“
- Sind Ihnen die Bedürfnisse anderer wichtiger als Ihre?
- Haben Sie das Gefühl vergessen zu haben wo Sie „enden“ und Ihr Partner „beginnt“?
- Vermeiden Sie Konflikte?
- Existieren in Ihrer Beziehung keine Probleme?
- Unterdrücken Sie Ihre Gefühle?
- Fällt es Ihnen schwer alleine zu sein?
- Haben Sie Angst vor Ablehnung?
- Können Sie schlecht Nein sagen?
- Nehmen Sie mehr Arbeit auf sich als Sie können?
- Stellen Sie Ihre eigenen Wünsche zugunsten anderer zurück?
- Halten Sie Ihre Beziehung aufrecht, obwohl sie Sie nicht erfüllt?
- Sind Gefühle in Ihrer Herkunftsfamilie totgeschwiegen worden?
- Halten Sie sich mit Kritik in Ihrer Beziehung zurück?
- Haben Sie wenig Freunde außerhalb Ihrer Beziehung?
- Fühlen Sie sich oft als würde niemand Sie wirklich kennen?
- Finden Sie es schwer, Sie selbst zu sein?
Co-Abhängigkeit sollte in jedem Fall von jemandem mit Fachkenntnis diagnostiziert werden. Sollten Sie einige der obigen Fragen mit „ja“ beantworten, lohnt es sich in jedem Fall neugierig zu werden auf Ihr derzeitiges Beziehungsverhalten.
Der Begriff Co-Abhängigkeit ist uns primär geläufig, wenn wir an Beziehungen denken, in denen ein Partner substanzabhängig ist. Unter Co-Abhängigkeit in diesem Kontext verstehen wir das Verhalten des nicht substanzabhängigen Parts, der die Sucht deckt, nach außen hin so tut als wäre alles ok und im Innenverhältnis harsch kritisiert und kontrolliert. Doch was steckt eigentlich wirklich als Beziehungsmuster dahinter?
Co-Abhängigkeit, wie Narzissmus und Liebes-Sucht sind Beziehungsmuster, die nicht auf Augenhöhe geschehen. Es gibt einen Unterschied in der „Größe“ der Partner.
Wenn Sie co-abhängig sind, dann verlieren Sie sich oder Ihre Mitte in Ihrem Partner. Sie fokussieren sich ausschließlich auf die Bedürfnisse des anderen. Das klingt vordergründig schön, wer möchte nicht in seinen Bedürfnissen gesehen werden – doch es ist kein Sehen des anderen, sondern es ist ein sich selbst schützen vor seinen eigenen Ängsten, Gefühlen, Kernverletzungen und Bedürfnissen.
Co-Abhängigkeit ist ein erlerntes Verhalten, was oft von einer Generation auf die andere weitergegeben wird. Das Verhalten beeinflusst die Fähigkeit einer Person, gesunde, gegenseitig zufriedenstellende Beziehungen zu führen. Co-Abhängigkeit existiert auf einem Spektrum von mild bis stark. Sie wird oft als Beziehungs-Sucht etikettiert, weil Menschen in einseitigen, emotional destruktiven und/oder missbräuchlichen Beziehungen bleiben, obwohl sie Ihnen nicht gut tun.
Wenn wir Co-Abhängigkeit metaphorisch aus einer Teile-Perspektive betrachten, dann können wir sagen, dass der innere Kind-Anteil des Co-Abhängigen den inneren Kind-Anteil des Partners retten möchte. Das verletzte innere Kind der Co-Abhängigen erlebt (in seiner Welt von damals), hier ist keiner, der sich um mich sorgt. Ich muss sicherstellen, dass mein Partner ok ist, weil wenn er nicht ok ist, dann bin ich es auch nicht. Aus dieser Not heraus ergibt sich für die Co-Abhängige die Pflicht zu funktionieren und sich über die Maßen zu engagieren.
Wie kommen Sie aus dieser Abhängigkeit heraus?
Viele Betroffene suchen erst Hilfe, wenn Ihr Leben auseinanderzufallen droht. Der erste Rat wäre also, dass Sie sich erlauben, sich Ihrer Muster mehr bewusst zu werden und proaktiv Unterstützung bei einer Therapeutin suchen. Auf einer handlungsorientierten Ebene, wenn Sie diese Muster in Ihnen durchschaut haben, geht es darum, dass Sie Ihren Fokus mehr auf Ihre Selbstwahrnehmung richten. Lernen Sie positiv über sich zu sprechen. Unternehmen Sie kleine Schritte, die für etwas mehr Abstand in der Beziehung sorgen. Bemühen Sie sich um neue Freundschaften. Stehen Sie für sich selbst ein, wenn jemand Sie kritisiert oder versucht Sie zu kontrollieren. Erlauben Sie sich „Nein“ zu sagen, wenn Sie etwas nicht wollen. Lernen Sie Grenzen zu setzen. Fragen Sie sich, was Ihnen Freude bereitet und verbringen Sie mehr Zeit mit diesen Dingen.
Interdependenz als neues Beziehungsverhalten
In unserer Kultur wird viel Wert auf Unabhängigkeit gelegt, mit dem Ziel niemanden zu „brauchen“ für emotionale Unterstützung. Im Extrem kann das dazu führen, dass wir gar nicht mehr in der Lage sind uns emotional in bedeutungsvoller Weise mit jemandem zu verbinden. Um eine gute Beziehung zu führen braucht es nicht zwei extrem unabhängige Menschen, sondern zwei interdependente Menschen. Beide schätzen sich so wie sie sind und es braucht keine Kompromisse bezüglich dessen wie jeder ist oder bezüglich ihrer Wertesysteme. Beide schätzen die Wichtigkeit ihrer emotionalen Verbindung und behalten gleichzeitig ein fundiertes Gefühl von „wer ich bin“ in der Beziehungsdynamik aufrecht. Es gibt gesunde Grenzen, aktives Zuhören, Zeit für persönliche Interessen, klare Kommunikation, gesunden Selbstwert und jeder trägt Verantwortung für sein Verhalten.
Sollten Sie Ihr Beziehungsverhalten unter die Lupe nehmen wollen und wünschen sich dabei Unterstützung, dann schreiben Sie mir gerne an
kontakt@paartherapie-badnauheim.de. Ich begleite Sie gerne mit einer neutralen Sicht auf Ihre Beziehungsdynamik.
Ihre Birgit Rolf
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