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- 13. Juni 2024
„Wie geht eigentlich Beziehung?“
Oft kommen Klienten zu mir und beklagen verzweifelt:
„Überall wo ich hin höre scheitern Beziehungen oder sind Paare nur noch nach außen glücklich! Das kann es doch nicht sein. Das möchte ich für mich anders leben. Aber ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht wie.“
Als Paartherapeutin interessiert mich vor allen Dingen die Psychologie der Beziehung.
Was lässt Paare lange glücklich zusammen leben?
Und umgekehrt: Wie müssen Paare miteinander umgehen, dass sich irgendwann sich ein Gefühl einschleicht von „eigentlich sind wir nur noch pro-forma und aus Bequemlichkeit zusammen – aus Angst nicht alleine zu sein?“
Schauen wir uns an, was passiert, wenn zwei Menschen voneinander angezogen sind und sich ineinander verlieben. Alles scheint wunderbar, die Gefühle sind so intensiv, wie lange nicht mehr. Der andere ist der wunderbarste Mensch der Welt, man strotzt vor Energie und ist überflutet mit positiven Gefühlen für sich, den Partner und die ganze Welt. Beide wollen pausenlos beieinander sein, erzählen sich Geheimnisse aus ihren Leben und haben das Gefühl sich bereits ewig zu kennen. Es entsteht oft das Gefühl füreinander bestimmt zu sein und endlich den Seelenpartner gefunden zu haben, nachdem man so lange gesucht hat.
Solche Paare finden nicht den Weg in meine Praxis.
Was passiert also zwischen dem ersten Stadium der Verliebtheit und dem oft verzweifelten Gang in eine paartherapeutische Praxis, nachdem man jahrelang schon alles Mögliche selber (mehr oder minder erfolglos) versucht hat?
Am Anfang einer Beziehung geben beide Seiten sich Mühe, jeder stellt unbewusst seine Bedürfnisse zurück und ist ganz für den anderen da. Es ist das höchste Gut, neugierig auf den anderen zu sein, ihm zuzuhören, offen zu sein, sich auch mit eigenen Verletzlichkeiten zu zeigen und dem anderen Wünsche zu erfüllen. Solche Paare wirken wie beseelt voneinander und nehmen gar nicht mehr so viel um sich herum wahr. Beide sind der Mittelpunkt Ihres kleines Kosmos, die Außenwelt spielt keine Rolle.
Irgendwann kommt der Punkt an dem es beginnt zu kippen. Es zeigen sich erste „Macken“ des anderen, eine gewisse Gewöhnung tritt ein, es entsteht der Eindruck eigentlich genug gegeben zu haben und auch mal an der Reihe zu sein. Der Fokus geht unbemerkt weg vom anderen hin zu mir selbst. Und das ist aus meiner Sicht der Anfang vom Ende. Jeder beginnt selbstbezogen um sich und seine unerfüllten Bedürfnisse zu kreisen und verliert den anderen aus dem Blick. Der andere dient jetzt dazu, sich bewusst zu machen, dass er nicht ausreicht, um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.
Was läuft hier falsch?
Wir kommen mit Kernverletzungen aus der Kindheit in die Beziehung und erhoffen uns nichts mehr, als endlich jemanden zu finden, der diese Wunden versorgt. Irgendwann werden wir unzufrieden, weil das nicht zu funktionieren scheint – anders als wir in der ersten Phase der Verliebtheit geglaubt haben. Wir sind enttäuscht, ziehen uns zurück, werfen unserem Partner vor, dass er sich nicht gut um uns kümmert. Ein solcher Vorwurf wird meist nicht offen kommuniziert, sondern unterschwellig. Es ist uns auch gar nicht bewusst, wir erleben nur diffus, dass irgendetwas Essentielles fehlt. Wir streiten um immer wieder dieselben Kleinigkeiten.
Was bringt Menschen dazu, zu glauben, dass permanente Kritik am anderen dazu führt, dass dieser sich ändert?
Das Gegenteil ist der Fall. Die Fronten verhärten sich. Entweder ziehen sich beide zurück und leben wie auf parallelen Spuren nebenher. Oder es gibt einen der „angreift“ und immer wieder reden will und einen, der sich stoisch zurückzieht und zumacht. Je mehr das eine, desto mehr das andere. In diesem Teufelskreis gefangen tauchen Paare oft in meiner Praxis auf. Beide haben sich eingerichtet, Vergnügen und Spaß wird außerhalb der Beziehung gesucht. Man kann schon nicht mehr hören, was der andere immer und wieder zu sagen hat. Oder man sagt gar nichts mehr, weil es eh nichts bringt.
Menschen sind gemacht für Verbindung!
Paare müssen wieder lernen einander zuzuhören!
Und das klingt krass banal. Umso schwerer ist es in der Ausführung.
Ich meine damit, den anderen wirklich zu verstehen, neugierig zu sein, worum es ihm geht. Wohlwollend zuhören. Nachfragen, habe ich dich richtig verstanden, geht es dir um….? Und die Erleichterung beim anderen wahrnehmen, wenn er sich wirklich verstanden fühlt. In diesem Klima von Verständnis, Wohlwollen und Respekt entsteht Verbindung und kann Beziehung gedeihen. Und vor allen Dingen können hier auch unsere Kindheitsverletzungen heilen.
Wir sehnen uns ein ganzes Leben danach endlich gesehen zu werden als die, die wir sind.
Es gibt keinen besseren Ort als eine Partnerschaft, um dieses Gefühl zu bekommen.
Leider lernen wir eine solche Art zu kommunizieren nirgendwo in unserem Leben. Nicht bei unseren Eltern, nicht in der Schule, nicht in der Ausbildung oder im Studium. Und schon gar nicht im Job. Kein Wunder, dass wir miteinander umgehen als wären wir Feinde. Es geht darum zu realisieren, dass beide im gleichen Team spielen!
Falls Sie Interesse haben die Verbindung in Ihrer Partnerschaft zu stärken und neue Wege der Kommunikation lernen möchten, schreiben Sie mir gerne an
kontakt@paartherapie-badnauheim.de. Ich freue mich, von Ihnen zu hören.
Ihre
Birgit Rolf
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