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- 26. August 2024
„Ich fühle mich nie gut genug!“
Letztlich geht es in Therapien immer in irgendeiner Weise um mangelnden Selbstwert.
Vor Kurzem habe ich zum x.ten Mal den TED Talk „Die Macht der Verletzlichkeit“ der wunderbaren Brené Brown gehört. Brené Brown forscht an der University of Houston zu den Themen Mut, Scham, Empathie und Verletzlichkeit.
Was unterscheidet eigentlich Menschen mit hohem Selbstwertgefühl von denen mit geringerem Selbstwertgefühl?
Erstere tragen ein starkes Gefühl von Liebe und Zugehörigkeit in sich - Letztere fragen sich immer, ob sie gut genug waren. Erstere glauben, dass sie die Liebe und Zugehörigkeit wert sind - Letztere zweifeln daran. Wenn wir als Kinder nicht gesehen wurden, unsere Gefühle nicht validiert wurden, dann laufen wir permanent durch die Welt mit dem Gefühl irgendetwas ist falsch an uns.
Wie versuchen wir das zu kompensieren?
Nichts auf dieser Welt kann uns von außen ein dauerhaftes Gefühl von Wert vermitteln. Auch wenn unsere Leistungs- und Konsumgesellschaft uns suggeriert, dass, wenn wir nur diesen Karrieresprung machen, die nächste Gehalterhöhung bekommen, ein neues Auto fahren oder jenes Produkt erwerben, es uns endlich gut geht. Auch ein anderer Partner kann diese Lücke nicht in uns füllen. Wahrer Selbstwert kommt von innen. Und von dem inneren Wissen, dass da nichts zu beweisen ist und dass wir immer wert sind geliebt zu sein.
Wir sind für Verbindung gemacht.
Um Verbindung erleben zu können, müssen wir zulassen wirklich gesehen zu werden. Die einzige Sache, die uns von Verbindung abhält ist unsere Angst, dass wir die Verbindung nicht wert sind. Aus Angst vor dem Getrenntsein empfinden wir Scham. Scham ist die Angst, dass andere an mir etwas sehen, was zu Ablehnung führt. Aus Angst verletzt zu werden betäuben wir unsere Verletzlichkeit: mit Alkohol, Drogen, Arbeit, Sex, Porno, Sport, Social Media, Computerspielen…..Wir versuchen das Unsichere sicher zu machen, in dem wir möglichst perfekt performen. Scham überwinden wir durch die Verbindung zu anderen Menschen und durch das Wissen, dass jede menschliche Erfahrung von anderen geteilt wird. Das Gegengift zu Scham ist Empathie.
Was macht Menschen aus, die aus vollem Herzen leben?
Gemeinsam haben Sie als wichtigste Eigenschaften Mut, Authentizität, Verletzlichkeit und Mitgefühl.
- Mut, die Geschichte von sich zu erzählen, wie sie sind
- Mut, unvollkommen zu sein
- Mitgefühl mit sich und anderen zeigen
Sie erleben Verbindung als Folge ihrer Authentizität. Sie haben losgelassen, wer sie dachten sein zu müssen, um zu sein, wer sie sind. Sie nahmen Ihre Verletzlichkeit uneingeschränkt an. Sie glaubten, ihre Verletzlichkeit macht das Schöne an ihnen aus. Sie sahen die Verletzlichkeit weder als etwas Besonderes noch als etwas Qualvolles an, es war einfach eine Notwendigkeit. Sie haben die Bereitschaft etwas zu tun, bei dem es keine Garantie gibt.
Was können wir tun, um mehr aus vollem Herzen zu leben?
- Dankbarkeitstagebuch führen - Am Abend 3 Ereignisse notieren, für die wir im Tagesverlauf dankbar waren
- Freude leben – mehr Zeit mit Tätigkeiten verbringen, die uns erfüllen und Freude bereiten
- Selbstmitgefühl lernen
- Achtsamkeit trainieren - Unsere Wahrnehmung mehr in den jetzigen Moment legen
- Zurückfinden zu dem, was uns ausmacht - Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass niemand über mich urteilen würde?
- Eine andere Haltung in der Erziehung unserer Kinder einnehmen. Wie würde sich unsere Welt verändern, wenn wir, statt unsere Kinder zu immer mehr Leistung anzutreiben, unseren Kindern die Botschaft mitgeben „du bist wie wir alle unvollkommen und du wirst auch an manchen Stellen Probleme haben, aber du bist egal was passiert, die Liebe und Zugehörigkeit wert!“
Wenn Sie Ihr Selbstwertgefühl stärken möchten, sich verletzlicher zeigen möchten, um authentischer zu sein, dann schreiben Sie mir gerne an
kontakt@paartherapie-badnauheim.de. Gerne biete ich Ihnen meine Unterstützung auf diesem Weg an.
Ihre
Birgit Rolf
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